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      Wunderbare Ausblicke und eine Engelschar erwarten Besucher im Steigerwald

      Beflügelt auf den Zabelstein

      „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft...“ – Engel verkünden große Freude. Engel besiegen das Böse. Engel beschützen vor allem Unheil. Engel umkreisen die Kirchenbesucher in Michelau östlich von Gerolzhofen. Engel beflügeln sie womöglich hinauf auf den Zabelstein und wieder herunter.

      Zahlreiche Rund- sowie fünf Fernwanderwege wie der Fränkische Marienweg, der Kelten-Erlebnisweg und der Weinsteiger erschließen und durchqueren das Gebiet. Von Michelau sind es gut zehn Kilometer bis zum Zabelstein, der höchsten Erhebung des nördlichen Steigerwalds. Vom Weiler Neuhof aus ist der nach drei Seiten steil abfallende Sporn bereits nach einem Kilometer erreicht. Am Parkplatz hinter der Kapelle prangt das Prädikat „Schweinfurter Wanderlust“. Naturbelassene sowie hervorragend markierte Strecken durch eine abwechslungsreiche Landschaft werden damit ausgezeichnet.

      Fast 20 Meter hoher Turm

      Der Zabelstein ist von jeher ein beliebtes Ausflugsziel. Schon 1956 wurde hier oben ein 15 Meter hoher Aussichtsturm errichtet. Dieser wurde 1978 von einem 18,84 Meter hohen Turm ersetzt. Im Jahr 1999 gab es wieder einen neuen Turm, der wie sein Vorgänger 18,84 Meter hoch war. Aus Gründen der Sicherheit wurde letzterer 2018 gesperrt und schließlich 2020 durch einen Neubau ersetzt. Der ragt genau 19,63 Meter auf und darf immer und kostenlos bestiegen werden. Der Schweinfurter Mainbogen lässt sich wunderbar überblicken; bei klarem Wetter sind auch die Haßberge und die Rhön zu sehen.

      Der Turm samt einer zuletzt 2008 sanierten Unterkunftshütte steht auf dem gemeindefreien Gebiet Hundelshausen. Grundstückseigentümer sind die Bayerischen Staatsforsten. Der zuständige Forstbetrieb Ebrach hat sich für eine „artgerechte“ Konstruktion entschieden: Die Außenstützen an den Eckpunkten eines regelmäßigen Sechsecks bestehen aus Brettschichtholz; ansonsten kam korrosionsgeschützter Stahl zum Einsatz.

      Bastion des Hochstifts

      Vorrangig diente ehedem der hiesige Stein als Baumaterial, schließlich musste mancher Feind abgewehrt werden. Auf der Bergkuppe befand sich zunächst eine keltische Fliehburg und Kultstätte. Dann nahmen hier die Herrn von Zabelstein ihren Sitz. Von 1136 stammt die älteste schriftliche Quelle. Die Brüder Adelhaben und Iring waren mit der benachbarten Familie von Scherenberg verwandt und dienten dem Hochstift Würzburg.

      Im 12. Jahrhundert existierte wohl eine gemauerte Hauptburg und eine hölzerne Vorburg. Innerhalb der Ringmauer erhob sich vermutlich ein Hallenbau und ein mächtiger Wohnturm. 1303 verkauften die Zabelsteiner ihren Besitz an Fürstbischof Mangold. Der ließ die Anlage erweitern. In den nächsten beiden Jahrhunderten sollte die Burg Zabelstein zur stärksten Bastion des Landes nach der Festung Marienberg werden und somit zum zeitweiligen Verwahrungsort von Archiv und Schatz.

      Gestaltprägend waren weitere Bauten zwischen 1410 und 1430: ein Tor und eine Brücke. Ferner schützten zwei wuchtige Artillerierondelle die Frontseite. Kleinere Rundtürme sicherten das schmale Nordwestende. Der Palas, also das Hauptgebäude, verfügte über einen Gewölbekeller; Fledermäuse beanspruchen diesen jetzt als Quartier. Und entlang der Süd- und Westfront verlief ein enger Zwinger. Trotzdem gelang es den aufständischen Bauern 1525 das Bollwerk zu plündern und niederzubrennen.

      Neue Schlossgebäude wurden unter der Herrschaft Julius Echters von Mespelbrunn ab 1586 errichtet, unter anderem eine über drei Meter hohe Schildmauer. Bis 1652 residierte auf dem Zabelstein der bischöfliche Amtmann, ehe er ins nahe Traustadt zog. 1689 legte die Frau des auf dem Berg verbliebenen Forstmeisters ein Feuer, das die Wohn- und Verwaltungsbauten zerstörte. 1806 wurde die Ruine zum Abbruch freigegeben. Viele Häuser und Scheunen vor allem in Donnersdorf, aber auch die Kirche wurden aus Zabelsteinsteinen aufgemauert. Der traurige Rest ging 1814 ans Königreich Bayern.

      Leben im toten Holz

      Der Forstbetrieb Ebrach will bei Jung und Alt Verständnis für das Ökosystem Wald wecken. Deshalb hat er auf dem Zabelstein einen gut anderthalb Kilometer langen Biotop-Erlebnisweg gestaltet. Zwölf Stationen zeigen das Leben im toten Holz. Die Botschaft: Ein Fünftel der heimischen Waldlebewesen könnten ohne Holz nicht sein; bis zu 300 verschiedene Arten besiedeln einen Baum.

      In einem Holzpavillon in der Vorburg ist „Kultur & Gastsein“ angesagt. Der Zeiler Maler und Bildhauer Reinhold Albert (Künstlername: REAL) bittet an den Wochenenden von Mittag bis zum Einbruch der Dunkelheit zu Tisch. Das Mobiliar hat er in der Regel selbst aus einem Block gefertigt. Sein Sauerkraut koche er nach dem Rezept seiner Mutter – mit viel Wein, der in dieser Menge und pur seinem Vater nicht gegönnt war, erzählt er schmunzelnd.

      Mancher hebt sich die Einkehr bei feinen Tropfen beispielsweise von der Michelauer Vollburg, vom Donnersdorfer Falkenberg und vom Altmannsteiner Sonnenwinkel, deren charakteristischer Geschmack vom hiesigen Keuperboden herrührt, für den Schluss der Tour auf. Jedoch nicht, ohne spätestens jetzt bei den Englein gewesen zu sein.

      Barockes Dekor

      Der evangelische Theologe Georg Magirius schwärmt in seinem Führer „Frischer Wind auf alten Wegen: Spirituelle Wanderungen durch Unterfranken“ über die Zahl und Vielfalt der Putten in der Michelauer Kirche: „Manchmal sind es nur Gesichter, viele aber haben Flügel – sie lachen, freuen sich, sind in Bewegung.“

      Für Pfarrer Günter Höfler, der die Pfarreiengemeinschaft „Kirche am Zabelstein“ leitet und insgesamt 15 Gotteshäuser betreut, ist es gang und gäbe, dass im Barock die Altäre gehäuft mit den kindlich-putzigen Figuren dekoriert wurden. In Michelau umgibt allerdings eine ganze Heerschar den Erzengel Michael. Derjenige, der den Teufel überwunden hat, teilt sich mit St. Georg das Patronat für dieses von Balthasar Neumann zwischen 1738 und 1742 geschaffene Kleinod. Außen springt ein schlanker Rokokoturm aus der Fassade heraus. Innen beeindrucken prachtvolle Stuckarbeiten bis unter die Decke des Chors und des Langhauses.

      Cherupim und Seraphim nehmen in der alttestamentlichen Welt als Begleiter Gottes die obersten Plätze im Himmel ein. Während die einen vor allem eine Wächterfunktion ausüben, besteht die ausschließliche Aufgabe der anderen darin, den Herrn zu loben. Letztere erhalten in Michelau Unterstützung durch ein besonders klangschönes Instrument mit neun Registern. Der Würzburger Hoforgelmacher Johann Philipp Seuffert hat es 1750 gebaut – vielleicht mit dem Gesang von Engeln im Ohr nach einem Ortstermin in Michelau.

      Bernhard Schneider