Denn das Mehr an Informations- und Kommunikationskanälen hat zu einer Überfülle gesorgt, deren Verarbeitung und Einordnung den Einzelnen oft überfordert. Zudem wird, um in diesem vielstimmigen Konzert überhaupt noch Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, zugespitzt, vereinfacht, verabsolutiert, polemisiert oder gar beleidigt. Die einst mit der Verbreitung der sogenannten sozialen Medien gepriesene Demokratisierung von Wissen und Kommunikation hat auch dunkle Schattenseiten hervorgebracht.
Kommunikation, Diskussion unterschiedlicher Positionen, Austausch von Argumenten sind dadurch keineswegs leichter geworden. Vielmehr werden auch Konflikte, die dafür keineswegs geeignet sind, immer öfter öffentlich über alle möglichen Kanäle ausgetragen. Im Zeichen der Transparenz, die dabei oftmals gar nicht so transparent ist, wird auf diese Art und Weise heftig Politik für die eigene Position gemacht.
Das gilt leider auch für die Kirche. Auch da erweisen sich – allen gewachsenen Möglichkeiten zum Trotz – Information und Kommunikation immer wieder als Schwachstellen. Auch da gibt eine unbefriedigende Informationspolitik zu Klagen Anlass; auch da werden Konflikte, die man eigentlich hätte im direkten Austausch klären müssen und wohl auch können, über öffentliche Kanäle ausgetragen; auch da findet zuviel Inszenierung statt, aber zu wenig Dialog. Das gilt für alle Ebenen von der Gemeinde bis zur Weltkirche. Und wirft die Frage auf: Wie will eine Institution, die sich schon mit der Kommunikation innerhalb des eigenen Systems so schwertut, dann mit anderen ins Gespräch kommen?
Wolfgang Bullin