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      Würzburgs Priesterkandidaten ziehen in die Landeshauptstadt

      Aufbruch nach München

      Das Priesterseminar der Diözese Würzburg verlagert seinen Studienschwerpunkt ins Herzogliche Georgianum nach München. Damit endet im Oktober 2021 eine Jahrhunderte alte Tradition. Am 2. Januar 1589 hat Würzburgs Fürstbischof Julius Echter das erste bischöfliche Seminar gegründet. Im alten „Hof zum Fresser“, bezogen die Scholaren der Theologie das neue „St. Kilianseminar“. Seit etwa 240 Jahren befindet es sich nun am aktuellen Standort in der Domerschulstraße. Bis jetzt. Aber vielleicht ist ja die Verlagerung nach München kein Bruch mit Traditionen; sondern eine Chance für die Zukunft.

      Der Regens des Würzburger Priesterseminars, Stefan Michelberger, wirbt um Verständnis für die Entscheidung, die weder Bischof Franz und dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick – dessen Seminaristen ebenfalls nach München gehen – noch ihm als Ausbildungsleiter für die Priesterausbildung in Würzburg leichtgefallen sei: „Die Zahl der Priesteramtskandidaten ist seit Jahren rückläufig, das ist kein Geheimnis“, so Michelberger. Bei immer weniger Seminaristen sei ein geregelter Seminarbetrieb für einzelne Bistümer kaum mehr leistbar.

      Niveau ohne Schüler

      Eine zu kleine Seminargemeinschaft wirke sich nachteilig auf die Ausbildung aus: „Priesterausbildung ist von Anfang an Ausbildung in der Gruppe. Man studiert nie nur für sich alleine. Man ist auch nie für sich alleine Christ. Priesterausbildung entfaltet sich in einer Lebens-, Lern- und Glaubensgemeinschaft. Darin kann sich einer theologisch, menschlich und spirituell nur gut entwickeln, wenn die Hauskommunität ausreichend groß ist und über viele verschiedene Köpfe und Charaktere verfügt, mit ganz unterschiedlichen theologischen Ansätzen und spirituellen Zugängen.“ Eine Kooperation mit anderen Bistümern, wie sie in anderen Teilen der Welt, etwa Afrika oder Lateinamerika schon alltäglich sei, trage so durch Vergrößerung der Studiengemeinschaft zur Qualitätssicherung der Priesterausbildung bei, meint Michelberger.

      Dem stimmt auch der Sprecher der Seminaristen, Theologiestudent Raphael Schneider, zu. Das Studium habe zwar auch in Würzburg ein hohes Niveau, allerdings sei die Fakultät sehr klein, und es gebe sehr wenige Seminaristen. An einem Ort mit mehr Seminaristen zu studieren – etwa in München – bedeute einen erhöhten akademischen Austausch: „Mehr Leute im Studium können auf jeden Fall ein Vorteil sein, man kann einfach mehr voneinander lernen“, erklärt der Theologiestudent.

      Bischöfe sind dafür

      Seit Jahren gebe es in Würzburg weniger als 20 Theologiestudenten im Vollzeitstudium pro Jahrgang. Da sehe man immer die gleichen Kommilitonen in den Seminaren, viele verschiedene Ansichten, die einen anspruchsvollen Diskurs ermöglichen, seien hier nicht immer möglich. Auch die Deutsche Bischofskonferenz habe jetzt erkannt, dass Zusammenlegungen für die Qualität der Priesterausbildung hilfreich sein könnten und für das Modell in einer jüngst veröffentlichten Empfehlung geworben.

      Doch nicht nur für die Ausbildung, auch für das Seminarleben an sich könnte der Wechsel ein Gewinn sein, meint Schneider. Gemeinsame Gebete, Gottesdienste und Freizeitabende könnten lebendiger gestaltet werden: „Es kann schon etwas trist sein, wenn man regelmäßig nur mit drei Leuten in der Kapelle sitzt“, sagt Seminarist Schneider.

      Bei allen Veränderungen die anstehen, sei die Verlagerung des Studienschwerpunktes nach München neu, allerdings seien unterschiedliche Studienorte schon seit Jahrzehnten üblich, erklärt Regens Michelberger. In der Mitte des Studiums etwa sei das sogenannte „Frei-Jahr“ vorgesehen, eine Externitas in einer anderen Universitätsstadt: „Ich habe dies vor 20 Jahren als Würzburger Seminarist in Rom absolviert und als eine Bereicherung und weltkirchliche Horizontweitung wahrgenommen“, so der Regens.

      Immer Kooperation

      Außerdem gebe es schon seit Jahren Ausbildungskooperationen – etwa das gemeinsame Propädeutikum, das vorbereitende Ausbildungsjahr in Bamberg. Hier kommen Kandidaten aus den Bistümern Bamberg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Berlin, Görlitz, Dresden-Meißen, Magdeburg und Erfurt zusammen. Kandidaten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung werden, so Regens Michelberger, über den dritten Bildungsweg deutschlandweit, zentral in Lantershofen bei Bonn ausgebildet.

      Die Zukunft des Priesterseminars Würzburg plane man auch nicht gänzlich ohne Seminaristen: „Wir werden verschiedene Ausbildungselemente weiterhin hier in Würzburg haben, etwa Teile der pastoralen Ausbildung, die Vorbereitung auf die Diakonen- und Priesterweihe oder die gemeinsame Feier der Karwoche. Wir werden das Seminar auch nicht schließen, sondern im Sinne eines ,Priesterseminar-Plus’ weiterentwickeln.“ Derzeit liefen Sondierungsgespräche zu einem „Haus der Aus- und Fortbildung für alle kirchlichen Berufe im Bistum Würzburg“. Im Blick auf die neuen pastoralen Räume und deren multiprofessionelle Teams aus Priestern, Gemeinde- und Pastoralreferenten, Ständigen Diakonen, Religionslehrern und anderen Berufsqualifikationen solle eine zentrale Bildungsstätte geschaffen werden, erklärt Michelberger.

      Vom Bischof gehört

      Insgesamt stünden auch die Seminaristen dem neuen Studienort positiv gegenüber, meint Raphael Schneider. Der Standort München sei nicht unbekannt. Es studierten bereits einige Seminaristen aus Würzburg dort und man kenne sich teilweise schon aus dem Propädeutikum in Bamberg. Besonders positiv merkt Schneider an, dass die Seminaristen bei der Planung zum Wechsel angehört wurden. Es standen St. Georgen in Frankfurt und das Münchener Seminar für eine Zusammenlegung im Raum.

      Die Würzburger Seminaristen hatten in einem Brief an den Bischof um München gebeten: „Es ist schön zu sehen, dass der Bischof die Bitten der eigenen Seminaristen ernst nimmt, dass er uns zuhört.“ An München überzeugt Schneider vor allem das vielfältige geistige Programm des Seminars, aber auch die große theologische Bandbreite der Landeshauptstadt. Außerdem sei man mit dem Zug zwischen Unterfranken und Oberbayern gut angebunden und könne so eine Bindung zur Heimat erhalten. Das sei den Seminaristen aus Würzburg auch für ihr zukünftiges Studium wichtig, da man auch später als Presbyterium im Heimatbistum eine Einheit bilde.

      Wie die Verlagerung der Studienphase nach München für die Seminaristen funktioniert und wie sich die Zukunft des hiesigen Priesterseminars in der Domerschulstraße weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. „In der Kooperation mit dem Herzoglichen Georgianum in München ist Würzburg jedenfalls nicht allein. Auch die Kandidaten aus Speyer und Bamberg sind dort vertreten“, so abschließend Regens Michelberger.     

      Raphael Schlimbach