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      Auf Kirchen-Entdeckungstour

      Klassische Führung oder Agape-Mahl: Es gibt viele Möglichkeiten, Kirchen zu entdecken. Bei der siebten Kirchen-Entdeckungstour im Dekanat Ochsenfurt wurden zur Kirchengeschichte auch Inventar-Recycling, vergessenes Kunsthandwerk, Legenden, Zukunftsfragen und spirituelle Impulse präsentiert.

      Von der gotischen Kreuzkapelle in Goßmannsdorf zur neugotischen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eßfeld und schließlich zum modernen Bau von St. Josef in Giebelstadt zog der Tross der Kirchenentdecker. Nachfragen, ganz nah gucken, fotografieren und teilweise auch anfassen – alles war erlaubt. Martina Rieß aus Gaukönigshofen war, wie viele andere auch zum wiederholten Mal dabei. Beeindruckend für sie ist immer wieder zu erfahren, wie einzelne Gemeinden die Kirchen erbaut haben und sie erhalten. „Man kommt sonst selten dazu, in die Kirchen ringsum zu gehen, außer bei Beerdigungen vielleicht.” Der harte Kern der gut 250 Interessierten folgte den Ausführungen der Pfarrer Klaus Oehrlein und Georg Hartmann sowie des Mesners Thomas Schenkel für mehr als drei Stunden. Unbedingt immer dabei sein möchte auch Annette Scheckenbach mit Ehemann Martin: „Weil ich gläubig bin, weil es mit Kirche, Kunst und Kultur zu tun hat. Es ist interessant und man versteht Vieles besser“. Für die Sonderhöferin ist es toll, etwas über frühere Generationen zu erfahren und das Brauchtum, das ganz verloren geht. Die barocken Kunstblumen auf Etageren am Hochaltar – etwas, was sie noch nie vorher gesehen hat – findet sie beispielsweise schön. Nicht zu vergessen, den gesellschaftlichen Part: „Man unterhält sich und kommt mit anderen Leuten ins Gespräch“. Zeit dafür gab es in der Kaffeepause. Dafür hatten die etwa zehn Helfer aus dem Kreis des Eßfelder Pfarrgemeinderats rund um Manfred Landauer respektablen Aufwand getrieben: Für 120 Personen hatten sie den Sonntagskaffee für die Tour organisiert und das, nachdem sie zu Mittag bereits 100 Kirchgängern das Erntedankessen mit Gulasch, Spätzle und Salat serviert hatten.

      Goßmannsdorf

      Eine gewisse Rand- beziehungsweise Sonderstellung eint die drei diesmal besuchten Kirchen. Wie eingezwängt, halb auf der Dorfstraße liegt die Goßmannsdorfer Kreuzkapelle. Die Sakristei liegt schon im benachbarten Gehöft. Früher waren das Kreuztor und die Wehrmauer, die auch Goßmannsdorf bis Mitte des 19. Jahrhunderts umgab, ganz nah. Die Adelsfamilie von Zobel, Herren über diese Hälfte des Dorfes, gelten als Erbauer, Anfang des 15. Jahrhunderts. Das archaisch grob behauene Gestühl kontrastiert mit der vorwiegend barocken Ausstattung, darunter Blumenetage- ren aus der Zeit um 1750 zu beiden Seiten des Hochaltars mit Kunstblumen aus Metall- und Silberfolie, Glas, Perlen und Papier. Pfarrer Oehrlein selbst, hatte sich an der Wiederherstellung eines Gestecks versucht, etwas Zeittypischem, an dem sich bei der Kirchen-Entdeckungstour die Geschmäcker schieden. Auch der Lüster aus venezianischem Glas stammt aus einer Zeit, als „alles in Butter“ war. Solchermaßen Fragiles wurde nämlich zum Transport in Butter eingeschmolzen. Der Kapelle hängt zudem auch die Legende vom Irrläuten an, welches auf das Jahr 1817 zurück geht, als sich ein Freiherr von Zobel verlaufen haben soll und durch das Glöckchen gerettet wurde. In Prozessionsmanier, einmal um St. Peter und Paul herum und dann hinein führte Thomas Schenkel. Auf den dritten Kirchenbau allein hier am Ortsrand und einen Vorgängerbau in der Ortsmitte können die Eßfelder verweisen, weil die Kirche immer wieder zu klein geworden war. Täuschen kann man sich über die neugotische Ausstattung, die wie aus einem Guss wirkt. Tatsächlich wurden vorhandene Elemente angeglichen, Anderes dazu gekauft – ein früher Recycling-prozess, so Schenkel.

      Eßfeld

      Die schon fortschrittlich, in den 30er Jahren eingebaute Heizung und ihr Ruß sind verantwortlich, dass die typisch neugotische Blumenmalerei von 1908 fehlt. In den 1940- ern musste neu gestrichen werden. Das Werk des Goßmannsdorfer Kirchenmalers Martin Grieb wurde geopfert. Interessant ist die Kirche auch als kleine Gebrüder Schiestl-Werkschau, von denen Kreuzweg, Dreikönigsaltar und weitere Figuren stammen. Aus seiner Sammlung präsentierte Mesner Thomas Schenkel auch religiöse Bücher von Cordula Wöhler, deren bekanntestes Lied „Segne du Maria“ ein damals modernes Kirchenlied, 1932 erstmals in Eßfeld gesungen wurde.

      Giebelstadt

      Die Kirchentourbesucher erwiesen sich als textfeste und sangesfreudige Gemeinschaft – eine Freude auch für Pfarrer Hartmann in St. Josef, Giebelstadt. Gemeinsames Singen zum Agape-Mahl mit Segensgebeten, Brot und Wein direkt am Tisch und im Sinne des Herrn, beschloss die Tour in dem monumentalen Gebäude. Als Bauwerk des Architekten Albert Boßlet (gestorben 1957), der auch die Kirche in Münsterschwarzach plante, hat sie eine Sonderstellung im Ochsenfurter Gau. Stilistisch ist die Kirche dem Heimatschutzstil (1900–1945) zuzuordnen. Aber: Zu groß ist der Bau von 1951. Vielen ist die Kirche wenig ansprechend oder inspirierend, außerdem sanierungsbedürftig. Soll die Kirche nur gestrichen werden, oder will man große, grundlegende Veränderungen wagen? Das monatliche Kirchencafé ist bereits der Versuch, einer belebenden Nutzung. Pfarrer Hartmann beschrieb die Gratwanderung, die zur Sanierung ansteht. Seine Vorstellung ist, den Altar zu den Menschen zu bringen, damit man sich um ihn herum versammeln kann. Das Kreuzigungsbild des Hochaltars würde er ergänzen lassen. Es fehlt ihm die Auferstehung und die Wiederkunft Jesu. Hartmann: „Es gibt mehr als die Kreuzigung. Das sollte uns vor Augen stehen.” Was das alles sein kann, was das Taubertal zu bieten hat, wird bei der Kirchen-Entdeckungstour im Oktober 2019 gezeigt werden. Die Veranstalter vor Ort haben freie Hand, sagt Organisatorin Karina Neeser, Leiterin des Diözesanbüros in Ochsenfurt. Das mache es sehr spannend. Es gehe darum, die kulturellen und spirituellen Schätze um uns herum kennen zu lernen.

      Antje Roscoe