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      Arbeit ist das halbe Leben

      „Arbeit ist das halbe Leben“ – aber eben nur das Halbe! Die andere Hälfte ist mindestens genauso wichtig, nur wird sie in unserem Alltag selten betont. Sie lautet „Du selbst bist mehr wert, als alles was du leistest“. Insofern ist der Satz Jesus „Ruht euch ein wenig aus“ keine Nebensächlichkeit. Er trifft unseren Kern und unsere innersten Ängste: Ihr braucht gar nicht dauernd zu beweisen, wie tüchtig ihr seid. Euer Wert vor Gott hängt davon nicht ab!

      Evangelium

      In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
      Markus 6,30–34

      Es gibt Tage, da ist der Wurm drin. Sie sind so vollgestopft mit Arbeit, dass einfach keine Zeit mehr bleibt durchzuschnaufen. Ja manchmal bleibt nicht mal Zeit, in Ruhe etwas Vernünftiges zu essen. Die Gründe dafür sind vielfältig, im beruflichen Bereich etwa Termine und Besprechungen, die länger als geplant dauern und jeden Zeitplan kippen oder wichtige unerwartete Telefonate oder Kunden die hereinplatzen und betreut werden müssen. Im familiären Bereich sorgen andere unplanbare Ereignisse wie etwa ein erkranktes Kind oder ein kaputtes Auto für großen Stress. Zum Glück ist das nicht immer so, denn ich bin nach solchen Tagen meist ziemlich geschafft.
      Wie wohltuend klingen da die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium in meinen Ohren „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“ Jesus nimmt sich Zeit für seine Jünger. Auch sie hatten anstrengende Tage hinter sich auf ihrer Missionsreise. Jesus lässt sie erzählen, was sie erlebt haben, was sie beschäftigt und er gönnt ihnen eine Ruhepause. Dabei gäbe es doch gerade jetzt für Jesus und die Apostel noch jede Menge zu tun. „Sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen“, berichtet das Evangelium. Und was macht Jesus? Er
      lässt die Leute stehen, nimmt die Jünger mit ins Boot und bringt sie zum Ausruhen in eine vermeintlich einsame Gegend.
      Mir klingen da so manche unserer Lebensregeln im Ohr, wie etwa „Wer rastet, der rostet!“ oder „Sich regen bringt Segen“. Und es gibt in viele Familien ähnliche Sprüche und Botschaften, die man von Klein auf zu hören bekommt. Im tiefsten Kern steckt darin die unchristliche Botschaft, dass wir nur dann etwas wert sind, wenn wir etwas leisten und schaffen. Und diese unmenschliche Botschaft passt scheinbar wie perfekt in unser hektisches Arbeitsleben. Sie reicht selbstverordnet sogar in die Freizeit hinein mit den Anforderungen des ständig aktiv Seins, der werbevermittelten Idealfigur oder übertriebener Fitness.
      „Arbeit ist das halbe Leben“ – aber eben nur das Halbe! Die andere Hälfte ist mindestens genauso wichtig, nur wird sie in unserem Alltag selten betont. Sie lautet „Du selbst bist mehr wert, als alles was du leistest“. Insofern ist der Satz Jesus „Ruht euch ein wenig aus“ keine Nebensächlichkeit. Er trifft unseren Kern und unsere innersten Ängste: Ihr braucht gar nicht dauernd zu beweisen, wie tüchtig ihr seid. Euer Wert vor Gott hängt davon nicht ab!
      Für den Evangelisten Markus ist die Rückkehr der Jünger von ihrer Missionsreise und ihr gleichzeitiger Rückzug in die Einsamkeit ein Idealbild christlicher Missionsarbeit. Die missionarische Sendung zu den Menschen und die innere Sammlung – die Besinnung auf sich selbst und auf Gott, sind zwei Pole der christlichen Gemeinden. Aktivität nach außen und innere Einkehr müssen sich die Waage halten. Einer Gemeinde die ständig auf Aktionismus nach außen setzt wird irgendwann die Puste ausgehen, betreibt sie aber nur reine Nabelschau und beschäftigt sich nur mit sich selbst fehlt das Apostel-Sein.
      Insofern darf unser heutiges Evangelium auch nicht als Aufforderung zur Bequemlichkeit oder zum Nichtstun verstanden werden. Gerade wenn ich Zeiten der Ruhe pflege, kann ich offener sein für die Menschen, die mich brauchen. Jesus zieht sich immer wieder in die Einsamkeit zurück und holt sich Kraft. Nur so kann er später wieder mit den Menschen mitfühlen und mitleiden, die beladen zu ihm kommen. Nur so kann er ihnen Hirte sein.
      Gehetzte Menschen sind schlechte Zuhörer. Und nur in Zeiten der Ruhe kann ich meine Lebensausrichtung überprüfen. Gott spricht nicht mitten im Lärm zu den Menschen, er braucht dazu die Stille. „Kommt, ruht ein wenig aus“ – das ist Urlaub für Leib und Seele.

      Der Autor arbeitet als Pastoralreferent im Würzburger Blindeninstitut.