Zu diesen Realitäten zählt, dass der Synodale Weg keine Erfindung reformwütiger Laien ist, die die Kirche revolutionieren wollen, sondern eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Die hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gebeten, sich zu beteiligen, was nach intensiver Diskussion schließlich geschah. Zu diesen Realitäten zählt, dass von vornherein zwei Dinge klar waren: Der Synodale Weg setzt kein Recht; das ist Sache der Bischöfe oder der Weltkirche. Aber der Synodale Weg legt sich auch keine Denk- und Sprechverbote auf.
Zu diesen Realitäten gehört ebenfalls: Die Bischöfe zu diesem Unterfangen bewogen haben vor allem der Missbrauchsskandal und die – auch systemischen – Missstände in der Kirche, die bei den Versuchen, ihn aufzuarbeiten, zutage getreten sind. Und zu diesen Realitäten gehört schließlich, dass dieses Missbrauchsgeschehen und der Umgang damit so eklatant gegen die Lehre der Kirche verstoßen haben, wie es ein Synodaler Weg schon von den Rahmenbedingungen her, die er sich gesetzt hat, gar nicht könnte.
Zudem, und darauf hat das Präsidium des Synodalen Wegs in seiner ersten Stellungnahme hingewiesen, sei er kein deutscher Sonderweg, seien seine Themen auch in anderen Regionen der Weltkirche virulent. Verantwortlich für diese Stellungnahme zeichnen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Im Gegensatz dazu ist das Schreiben aus dem Vatikan nicht einmal einer der vatikanischen Behörden zuzuordnen, also anonym. Armutszeugnis für die Leitungsebene einer Institution, die für das persönliche Zeugnis und vom persönlichen Zeugnis lebt.
Wolfgang Bullin