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      Wort zum Sonntag am 20. Oktober 2019

      Alle sind eins

      Gott ist anders. Der Mensch muss sich nur der eigenen Beziehung zu diesem großen Sein bewusst werden, die immer schon in uns angelegt ist.

      Evangelium

      In jener Zeit sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?    

      Lukas 18,1–8

      Was für ein Richter! Keine Furcht vor Gott, nimmt auf keinen Menschen Rücksicht, verschafft jedoch einer Witwe Recht, da er sich in seiner Ruhe gestört fühlt und Angst vor Backpfeifen hat.

      Mit dieser krassen Beschreibung will Jesus einmal mehr aufzeigen: Gott ist anders. Gott fühlt sich nicht gestört, auch wenn Schreien eine heftige Ausdrucksform des Menschen ist. Jesus beschreibt Gott als jenen, der darauf eingeht und Recht verschafft. Unverzüglich und sofort.

      “Wer schreit, hat Unrecht.” Dieses nüchterne Letzturteil hat auch meine Erziehung geprägt. Ziele sollen durch Argumentationen erreicht werden, durch sachliches Abwägen. Und Gott? Nach der Beschreibung Jesu will es Gott ziemlich konk­ret emotional. Da geht es um kein Abwägen einer Argumentationskette, sondern um eine Beziehung, Tag und Nacht.

      Die Beziehung des Menschen zu Gott lebt in der Gefahr, überlagert zu werden durch so manche gesellschaftlichen Umstände, die der Mensch lebt und erlebt. Doch Gott muss man nicht nach dem Mund reden, um etwas zu werden, zu sein oder zu bleiben.

      Gott ist anders. Der Mensch muss sich nur der eigenen Beziehung zu diesem großen Sein bewusst werden, die immer schon in uns angelegt ist, er muss sie und das eigene Sein in Anspruch nehmen.

      “Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?” – Warum stellt Jesus diese Frage? Weil es uns Menschen schwerfällt, uns auf so einen immer in Beziehung stehenden Gott einzulassen.

      Wir Menschen erleben, denken und fühlen uns als getrennt, als Gegenüber, als einzeln. Leider. Denn es stimmt nicht. Physikalisch wird dieses Getrenntsein seit über 100 Jahren nicht mehr bestätigt. Die Quantenphysik lehrt, alles ist miteinander im Austausch, verbunden und in Resonanz. Für die Physik war die Erkenntnis, dass sie nicht einfach nur beobachtet und Ergebnisse misst, sondern durch ihre Beobachtung das Ergebnis beeinflusst, ein Schock. Denn es wurde deutlich, alles ist miteinander verbunden. Alles! Wir Menschen stehen der Natur nicht gegenüber, sondern wir sind in ihr. Wir sind eins. Wir sind in Wechselwirkung. Wir beeinflussen! Warum diese physikalische Ausführung? Weil demnach auch das Gebet nichts Anderes als Energie ist, in der sich der Mensch ganz zu Gott hinwendet und Einfluss nimmt. Das ist Spiritualität.

      Dies ist doch unglaublich! Doch wo gibt es diese Übungsorte, um die Verbundenheit bewusst untereinander und im Gebet zu erfahren? Ja, und wie wird dies geübt? Wie geschieht diese Erfahrung, untereinander verbunden zu sein? Wo?

      Ich bin in einer Gebetsgruppe. Anders benannt: “Ich trainiere, dass ich bewusst bin in Gott und mit den anderen in der Gruppe.” Diese ist nicht fromm und nicht esoterisch. Sondern sehr überraschend. Weil in Momenten die Kraft, die wir den Heiligen Geist nennen, spürbar und fühlbar ist. Weil ich bewusst Verbindendes erfahre. Und weil ich erlebe, wenn ich die genervte Richterin bin, spielen mir die anderen durch ihr Sein eine andere Energie zu. Sie bringen mich spürbar auf die rechte Bahn.

      Dies ist sehr innig, herausfordernd, persönlich! Ja! Unsere Religion spricht von einem persönlichen Gott. Da wird es nun mal auch innig, berührend, verbindend! Tag und Nacht! Immerwährend! Doch keine Angst davor. Wir sind ja schon eins! Wir müssen es uns nur bewusst machen!

      Ulrike Steinhoff ist Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in Archiv und Bibliothek der Diö­zese Würzburg.

      Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.