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      Schwestern aus Gmunden gründeten 1844 das Karmelitinnenkloster Himmelspforten

      175 Jahre Kontemplation

      Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, eine Waschschüssel mit kaltem Wasser – so schaut die Zelle einer Karmelitin im Kloster Himmelspforten aus. Daran hat sich seit 175 Jahren nichts geändert. Woher Schwester Johanna Walz das so genau weiß? Die Priorin zeigt schmunzelnd auf das Pappmodell einer Nonnenzelle. Das hatten jene drei Schwestern aus dem österreichischen Gmunden im Gepäck, die 1844 in Würzburg das Karmelitinnenkloster gründeten.

      Die Nonnen hatte es von Gmunden nach Würzburg verschlagen, weil hier vier Frauen auf die Idee gekommen waren, ein Kloster zu stiften: Eva und Elisabeth Götz aus Margetshöchheim sowie Barbara Röll und Barbara Berger aus Dettelbach. Dort, wo bis zur Säkularisation 1804 Zisterzienserinnen gelebt hatten, wollten sie neuerlich einen kontemplativen Orden ansiedeln. Mit diesem Wunsch hatten sie sich an den Provinzial der Karmeliten in Würzburg gewandt. „Der stellte die Kontakte nach Österreich her“, berichtet Schwester Johanna. Am 19. September 1844 trafen die drei Schwestern Gertrudis, Josefa Theresia und Josefa a Jesu in Himmelspforten ein.

      Ein Zurück war nicht vorgesehen: Die Ordensfrauen wollten von nun an in Himmelspforten leben. Eine von ihnen allerdings wurde schwer krank, weiß Schwester Johanna aus der Chronik des Klosters: „Sie ging 1845 nach Österreich zurück, wo sie ein Jahr später starb.“ Von den beiden verbliebenen Schwestern übernahm Gertrudis das Amt der Vikarin. Am 22. Juli 1847, als das Kloster nach einer dreijährigen Aufbauphase kanonisch gegründet werden konnte, wurde sie Priorin. In diesem Jahr traten fünf Frauen dem Konvent bei, der 1906 seine vorgeschriebene Maximalgröße von 21 Nonnen erreichte.

      Wiederaufbau

      Nach 1945 machten sich die Ordensfrauen mit ungebrochener Energie daran, das, was im Krieg zerstört wurde, neuerlich aufzubauen. Und zerstört war viel. Die gesamte Anlage von Himmelspforten wurde bei einem Bombenangriff am 31. März 1945 schwer beschädigt. Die Schwestern packten selbst mit an. Bauerfahrung hatten sie bereits durch einen Neubau an der Ostseite der Klosterkirche gesammelt. Der entstand 1925, weil das Kloster der Zisterzienserinnen für den Konvent der Karmelitinnen viel zu groß war. Der Wiederaufbau nach 1945 dauerte Jahrzehnte. Was auch an einem Insekt lag: Der Holzbockkäfer hätte das Dach der Klosterkirche fast zum Einsturz gebracht.

      „Amis“ packten mit an

      Zum Glück mussten die Ordensfrauen nicht alleine ackern. „Gegenüber des Klosters waren amerikanische Soldaten stationiert, die kamen und packten mit an“, erzählt Prior Pater Elias Haas von den Karmeliten in der Würzburger Sanderstraße. Ein Zeitungsartikel erinnert an diese außergewöhnliche Kooperation. „Die Amerikaner brachten uns sogar Kaffee, Milch und etwas zu essen“, weiß Schwester Johanna. Persönlich hatte sie das allerdings nicht miterlebt. Schwester Johanna kam 1969 zur Welt. Seit 1993 gehört sie den Karmelitinnen an. Seit 2017 ist sie Priorin des Konvents, in dem, mit ihr, im Augenblick neun Schwestern zwischen 29 und 89 Jahren leben.

      Eine weitere junge Frau trägt sich gerade mit dem Gedanken, dem Orden beizutreten. Was Schwester Johanna freut. Denn die Nachwuchsgewinnung ist nicht leicht. Das liegt daran, dass es in den heutigen hektischen Zeiten immer schwerer wird, zu vermitteln, was es bedeutet, kontemplativ zu leben. Das heißt zum einen, viel zu beten: Acht Stunden am Tag. Doch es wird auch gearbeitet. Und zwar sechs Stunden täglich. Die Schwestern interessiert aber auch, was „in der Welt“ passiert. „Beim Mittagessen hören wir im Radio Nachrichten“,  berichtet Schwester Johanna.

      Eigene Werkstätten

      Während sich andere Nonnen außerhalb der Klostermauern im sozialen Bereich engagieren, etwa in Kindergärten oder Klinken, arbeiten die Karmelitinnen in eigenen Werkstätten. In der Paramentenwerkstatt, die Schwester Teresa Himmelsbach bis zu ihrem Tod 2013 über 50 Jahre lang geleitet hatte, entstanden kostbare Primizgewänder und Stolen. Zwischen 1960 und 1990 wurden im Kloster Karten mit Linolschnitt hergestellt. Bis heute verzieren die Nonnen Kerzen. Eine der neun Schwester hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ikonen zu malen.

      Um 22 Uhr legen sich die Nonnen schlafen, um 5 Uhr stehen sie auf. Das Klostergelände verlassen sie nur in absoluten Ausnahmefällen. „Auch in Urlaub fahren wir nie“, sagt Schwester Johanna. Selbst nicht an religiöse Stätten. Ansichten von schönen Wallfahrtsorten in Europa holte man sich einst durch Andachtsbildchen ins Kloster hinein. Davon zeugen noch Klebealben aus dem 19. Jahrhundert. Heute, verrät Schwester Johanna, gehen die Nonnen ins Internet, um sich Bilder der Wallfahrtsorte anzuschauen.

      Pat Christ